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28.03.2025
Der ULTRA Bike hat einen guten Ruf und schon was ganz Besonderes
HERO Südtirol Dolomites_Photocredit © wisthaler.com
Er ist einer der weltbesten Mountainbiker auf der Marathonstrecke. War Weltmeister und Europameister 2021, hat die Langstrecke beim Black Forest ULTRA Bike in Kirchzarten zweimal gewonnen (2015/16), ebenso den HERO in den Dolomiten und auch die Mutter aller Marathon-Rennen, den Grand Raid im Wallis (Schweiz). Andreas Seewald (Inzell) ist der Mann, den man in einem MTB-Marathonrennen hinter sich lassen muss, wenn man gewinnen will. Wir haben uns mit dem 34-jährigen Langstrecken-Spezialisten, der in diesem Jahr auch plant, beim ULTRA Bike am 13. Juli zu starten, unterhalten.

Frage: Wo erreiche ich Sie gerade, sind Sie unterwegs zu einem Rennen?

Seewald: Ja, wir fahren gerade vom Flughafen in Malaga nach Granada zum Andalucia Bike Race, das ist ein Etappenrennen über sechs Tage. Ich starte als Duo mit Jakob Hartmann, der auch zum Team gehört.

Apropos Team: Sie sind zu Singer KTM Racing mit Sitz in Schwenningen gewechselt, das primär auf die Langstrecke setzt. War diese Ausrichtung der Grund für Ihren Wechsel?

Seewald: Das hat auf jeden Fall eine Rolle gespielt. Canyon, für die ich zuvor gefahren war, hatte bekannt gegeben, dass sie aussteigen. Ich habe dann nach einem Team gesucht, das seinen Schwerpunkt auf der Langstrecke hat. Das ist bei Singer KTM Racing der Fall.

Wie bewerten Sie die neue Marathon-Weltcup-Rennserie? Mit fünf Rennen wird ja allein schon quantitativ mehr geboten als in der vergangenen Saison mit nur drei Wettkämpfen.

Seewald: Ich finde fünf Rennen, das passt ziemlich gut. So kann man auch außerhalb des Weltcups noch Wettkämpfe bestreiten. Beispielsweise die Welt- und Europameisterschaft, auch die deutschen Titelkämpfe. Man hat genügend Zeit, um sich auch auf all diese Rennen vorzubereiten. Auch von der Epic-Serie werden wir noch Rennen mitnehmen. Fünf Rennen, das ist nicht zu viel und nicht zu wenig und man kann schon von einer Serie sprechen, das ist Weltcup-würdig. Vom Team ist das auch so gewollt, dass wir den Weltcup fahren.

Ich höre heraus, dass Sie vorhaben, alle fünf Weltcup-Marathonrennen zu absolvieren. Wie ist dieses enorme Pensum zusammen mit all den anderen Wettkämpfen im Mountainbike-Bereich möglich? Auf der Straße kann ein Marathonläufer zwei, maximal drei Rennen pro Jahr bestreiten.

Seewald: Im Radsport ist das so, scheint allgemein ein Phänomen zu sein. Wir haben schon sehr viele Renntage im Jahr, die Profis auf der Straße haben sogar noch mehr Einsätze. Es hat viel damit zu tun, dass Radfahren für den Bewegungsapparat nicht so belastend und zerstörerisch ist wie ein Marathonlauf.

Der Black Forest Ultra Bike in Kirchzarten ist Teil der neuen Weltcup-Serie. Sie haben die Langstrecke im Schwarzwald bereits zweimal gewonnen: 2015 und 2016. Welche Erinnerungen haben Sie an das Rennen?

Seewald: Sehr gute Erinnerungen. Das waren meine ersten größeren, nennenswerten Erfolge. Ich bin damals noch allein zum Rennen angereist. Ich war zwar im Centurion Vaude Team, der ULTRA Bike war aber kein Teamrennen. Ich habe das damals in eigener Regie gemacht.

Abseits des Sportlichen, was ist Ihnen von der Stimmung und Organisation beim ULTRA Bike noch präsent?

Seewald: An die Alpe die Fiddlebrugg erinnere ich mich noch gut. Mir fällt nichts Vergleichbares ein, das ist beim ULTRA Bike schon was ganz Besonderes. Auch im Ziel waren viele Leute und es war ein richtiges Spektakel. Beim ULTRA Bike ist deutlich mehr los als bei anderen Rennen. Auch die Organisation ist sehr gut, ich kann mich nicht erinnern, dass da etwas nicht gepasst hätte. Nur die Strecke könnte vielleicht ein bisschen technischer sein.

Auch der HERO Südtirol Dolomites gehört zur Weltcup-Serie, Organisator Gerhard Vanzi koordiniert die fünf Weltcup-Veranstaltungen. Gehört das Rennen in Südtirol mit 4500 Höhenmetern auf 86 Kilometern zu den härtesten Eintages-Prüfungen im Mountainbike-Sport?

Seewald: Das würde ich so nicht sagen. Die Höhenmeter machen ein Rennen nicht unbedingt schwer, selektiver wird es dadurch aber schon. Richtig schwierig wird ein Rennen, wenn von allem ein bisschen was dabei ist. Wenn’s technisch ist, dann wieder superschnell, man also alles können muss. Und wenn auch taktische Elemente mit reinspielen. Beim HERO in Südtirol muss man stark bergauf fahren können und das über einen längeren Zeitraum, dann gehen die Lücken und Riesen-Abstände ganz von allein schnell auf. Ich weiß, dass ich bei dem Rennen in Südtirol eine hohe Schwellenleistung (Anm.: Übergang von anaerob zu aerob) haben muss und das über 20, 30 Minuten. Wenn ich die habe, fahre ich am Berg einfach mein Tempo und es ist auch nicht schwierig, sich zu positionieren, weil die Wege schön breit sind. Bei anderen Rennen muss man sich die Position immer wieder neu verdienen, damit man seine Stärken nutzen kann und wenn man Fehler macht, bezahlt man unter Umständen doppelt und dreifach dafür.

Wird beim ULTRA Bike im Juli die Weltelite auf der Langdistanz am Start sein?

Seewald: Ich denke schon, dass die Weltcup-Serie gut angenommen und der Großteil der Weltelite in Kirchzarten starten wird. Der ULTRA Bike hat einen guten Ruf und viele Fahrer haben dort gute Siegeschancen, weil der Kurs nicht zu selektiv ist, sondern relativ ausgewogen.